BU/CWG: Der örtliche Einzelhandel ist wichtig!

„Aufschwung nach Corona: Wie kann es mit unseren Geschäften und Wirtshäusern/Restaurants in der Marktgemeinde Fürstenzell weitergehen?“

Eigentlich sollte dies auch ein Thema auf dem kommunalpolitischen Ascher-mittwoch der BU/CWG sein, um auf die schwierige Situation des Einzelhandels hinzuweisen. Direkt anschließend an die Ausführungen von Hans Jörg Wagmann zur „Städtebausanierung in Fürstenzell“, und zum Thema „Auswirkungen von Corona auf Wirtschaft, Kultur und Vereine“, mit dem sich Dr. Franz Hölzl, Walter Berchtold und Tobias Hofbauer beschäftigten. Zu beiden Schwerpunkten hätte es gepasst. Die Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema hätte aber den Rahmen gesprengt, so dass wir es in den kommenden Wochen separat behandeln wollen.

 

Zum Hintergrund: Wie wir alle wissen, finanziert das heimische Gewerbe die Kommune mit, in der es ansässig ist. Stolze 2,8 Mio. EUR werden Fürstenzeller Unternehmen in 2020 voraussichtlich an Gewerbesteuer aufbringen. Arbeitsplätze vor Ort tragen zum gesellschaftlichen Miteinander bei. Die Gemeinden sollen immer mehr leisten, der Bürger hat sich an den kommunalen Service gewöhnt. Kindergärten, Schulen, Straßen, öffentliche Gebäude, Kultur, Vereine, Soziales: Das sind nur einige Stichworte, für die in den Kommunen Geld vorhanden sein soll.

 

Auf der anderen Seite wird dem stationären Einzelhandel das Leben nicht leicht gemacht: Die Konkurrenz durch den Internethandel und die Einbußen durch die Corona-Krise stellen die kleinen und mittleren Unternehmen vor große Probleme. Die Ortskernsanierung wird zweifellos für eine Belebung des Geschäftslebens am Markt sorgen, ist aber auch mit temporären Einschränkungen während der Bauzeit verbunden. Die Frage ist, was kann der Einzelhandel tun, um eine Zukunft zu haben, und was können die Bürger für den Einzelhandel tun?

 

Grundsatzfrage: Hat stationärer Einzelhandel gegen Online-Handel überhaupt eine Chance?

 

Wenn man die Schlagzeilen in der Presse so liest, sei eine provokante Frage erlaubt: Rentiert es sich überhaupt noch, auf den stationären Einzelhandel zu setzen? Setzen wir da nicht auf das falsche Pferd, wenn wir den stationären Einzelhandel und unsere Wirtshäuser fördern? Sind das eh nur Auslaufmodelle?

 

Die Vorteile eines Online-Shops (Online-Handel wie Amazon und Co.) sind nicht von der Hand zu weisen:

 

Große Verfügbarkeit: Oft macht man die Erfahrung, dass ein Artikel nicht mehr in einer anderen Größe zu haben ist, sondern dass es ihn nur so gibt, wie er im Regal steht. Im Internet ist das hingegen anders. Bei den großen Shops ist in der Regel alles in allen Größen verfügbar.

Preisvergleich leichter möglich: Online lassen sich schnell die Preise der einzelnen Shops vergleichen. Dank sogenannter Vergleichsportale bekommt der Interessent sehr schnell einen Überblick über die Angebote der günstigsten Anbieter.

Oft günstigere Preise: Online-Shops haben oftmals günstigere Preise als ein örtliches Geschäft, da sie sich die Ladenmiete sparen. Dazu haben Internetanbieter geringere Personalkosten. Darum können sie oft Schnäppchenpreise machen.

Anfahrt entfällt: Shoppen im Internet ist bequemer. Kunden sparen sich die Anfahrt und können bequem von zu Hause aus einkaufen. Dazu sind sie nicht an Ladenöffnungszeiten gebunden, sondern können zu jeder Tages- und Nachtzeit in den Angeboten stöbern.

 

Und warum dann trotzdem beim Einzelhändler vor Ort einkaufen?

 

Die angeführten Vorteile sind nicht zu leugnen, aber wiegen sie die Vorteile auf, mit denen Einzelhändler im Ort punkten können?

 

Persönliche Beratung: Ein großer Vorteil ist, dass man in im Einzelhandel persönliche Beratung bekommt, die exakt auf Bedürfnisse des einzelnen Kunden abgestimmt ist. Verkäufer gehen auf die Fragen des Kunden ein und können diese gleich beantworten.

 

Anfassen und probieren: Beim Händler vor Ort darf man die Produkte anfassen und probieren. Dadurch lässt sich oft besser entscheiden, ob das Produkt wirklich die persönlichen Erwartungen erfüllt.

 

Keine Versandkosten: Für den, der beim örtlichen Einzelhandel einkauft, entfallen die Kosten für den Versand. Sehr günstige Produkte können im Internet wegen der Versandkosten am Ende recht teuer werden.

 

Verfügbarkeit: Bei einem lokalen Händler kann man den gewünschten Artikel meist gleich mit nach Hause nehmen und muss nicht warten, bis er geliefert wird.

 

Vor Ort ist Frische: Für Online- und Lieferservices von frischen Lebensmitteln sind aufwändige Verpackung, Transport und Lieferung nötig. Nur so wird es möglich, die Frische, die eine Metzgerei, ein Lebensmittelgeschäft oder ein Hofladen von vorneherein bietet, beim Online-Einkauf zu garantieren.

 

Vor Ort ist Heimat: Unsere Dörfer und Märkte sind durch und mit dem Handel groß geworden. Neben Kirchen bestimmen vor allem die Geschäftshäuser den Ortskern. Über Generationen hin funktionierte das Wirtschaftsleben so: Die Kunden kommen ins Ortszentrum und kaufen in den Geschäften ein. Die Geschäftsleute wiederum erwirtschafteten damit das Geld für den Erhalt und die Sanierung des Ortskerns.

 

Vor Ort ist regional: Die kurzen Wege sind im regionalen Handel ein bestimmender Faktor. Davon profitieren vor allem die landwirtschaftlichen Familienbetriebe. Seit jeher ist es so: Von keinem anderen Geschäftspartner erhält der Landwirt für seine Rinder und Schweine so gute und sichere Preise wie vom handwerklich schlachtenden Metzger. Wer Fleisch und Wurst vor Ort an der Theke kauft, sichert genau diese bäuerlich-handwerklichen Kreisläufe.

 

Eine Entscheidung für oder gegen den lokalen Einkauf hat natürlich auch was damit zu tun, wie sehr man sich mit seinem Ort identifiziert. Und was es einem wert ist, dass der Ort einen gesunden Weg zwischen Tradition und Moderne findet. Darüber hinaus wird immer wieder gesagt, dass eine gute Nahversorgung ein wichtiges Kriterium für einen lebenswerten Ort ist, an dem Familien sich gerne niederlassen. Aber es darf nicht beim Sagen bleiben. Nutzen wir die Angebote der Nahversorger und Einzelhändler. Damit leisten wir direkt und indirekt einen wertvollen Beitrag zur gesunden Entwicklung unserer Orte. Gleiches gilt natürlich für den örtlichen Handwerksbetrieb.

 

Und das macht „Einkaufa dahoam“ so wertvoll…

 

„Einkaufa dahoam“ heißt „einkaufa bei Nachbarn und Freunden"

 

Gute Beratung und Service erhöhen die Kundenzufriedenheit. Wer kann besser beraten als einer, der weiß, was der individuelle Kunde mag, weil er ihn persönlich kennt, weil er dort lebt, wo der Kunde lebt.

 

„Einkaufa dahoam“ unterstützt Vereine, Veranstaltungen und Initiativen

 

Vereine brauchen lokale Unternehmen, denn: Die Organisatoren von Veranstaltungen und Volksfesten erhalten oft und gerne finanzielle Unterstützung von lokalen Unternehmen. Das bedeutet: Mit jedem Einkauf und mit jedem Wirtshausbesuch vor Ort wird gleichzeitig auch das Brauchtum in der Heimat unterstützt.

 

„Einkaufa dahoam“ unterstützt auch Arbeit und Ausbildung

 

Geschäfte und Gastronomiebetriebe sind wichtige Arbeitgeber vor Ort. Jeder Einkauf sorgt mit dafür, dass dies auch so bleibt und jungen Leuten eine Perspektive in der Heimat geboten wird. So bleibt die Gemeinde jung, lebendig und attraktiv.

 

„Einkaufa dahoam“ macht einen Ort so lebenswert

 

Nicht nur Gebäude und seine Historie machen einen Ort einzigartig. Auch die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten sind bestimmend für einen Ort. Je mehr diese Angebote von uns genutzt werden, desto attraktiver und lebendiger wird der Ort.

 

„Einkaufa dahoam“ stärkt unsere Gemeinde

 

Jeder Cent, der innerhalb der Gemeindegrenzen ausgeben wird, nutzt unserer Heimat, denn: Die Einzelhändler und Wirte zahlen Gewerbesteuer. Diese Steuer ist eine wichtige Einnahmequelle der Kommune. Mit jedem Einkauf oder Wirtshausbesuch wird also die wirtschaftliche Basis des Ortes und die Gestaltungskraft der Gemeinde gestärkt.

 

Ideen, wie der örtliche Einzelhandel seine Chancen noch verbessern könnte….

 

Einfach gesagt (aber gewiss nicht so einfach umzusetzen): Indem er sich die Vorteile des Online-Shops zu eigen macht. Die Kluft zwischen stationärem Einzelhandel und dem unpersönlichen Online-Shop würde verringert werden, wenn es eine Mischung aus beidem gibt. So gibt es bereits einzelne Anbieter, die sowohl vor Ort - als auch online ihre Waren anbieten, die dann angeliefert werden. Produkte direkt testen und mitnehmen, aber bei Bedarf auch bequem von zu Hause aus über das Internet bestellen.

 

Eine Aufgabe für den Einzelhandel in der Zukunft könnte deshalb sein, die Stärken des stationären Ladengeschäfts auszuspielen und den Onlinehandel und digitale Werbemaßnahmen für das stationäre Geschäft zu nutzen. Anregungen dazu?

 

Unterstützende Maßnahmen eines Gewerbevereins o.ä. wie Gutscheinsysteme oder der Aufbau eines Online-Shops für die Geschäfte des Einzelhandels im Gemeindebereich (in anderen Orten gibt es schon gute Beispiele dafür) könnten die Umsätze ankurbeln. Oder ein gemeinschaftlicher Vertriebs,- Abhol- oder Lieferservice,  der von mehreren Geschäftspartnern betrieben wird….und die telefonisch, per Email oder per Whatsapp in einem Laden bestellten Waren - in dem auch die Produkte der verbundenen Unternehmen erhältlich sind! - zum Kunden nach Hause bringt („digitaler Einkaufszettel“).

 

Eine weitere Maßnahme wäre, auf der Fürstenzeller Homepage ein digitales Branchenregister mit saisonalen Aktionen (Fürstenzell-Gutschein/Card) zu erstellen, um den Geschäften und Unternehmen die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren. Aber auch kreative “analoge“ Lösungen sind gefragt (und teilweise schon im Einsatz): Verkaufs-Automaten oder Verkaufsstände mit Vertrauenskasse.

 

„Einkaufa dahoam“: Vielleicht nicht immer, aber immer öfter!

 

Sicherlich dürfen wir nicht vergessen, dass es in der Marktgemeinde auch sehr gute mittelständische Unternehmen gibt, die nur mit Online-Handel Geld verdienen (aber Gewerbesteuer in der Gemeinde bezahlen - im Gegensatz zu Amazon und Co.). Das entspricht dem Zeitgeist und hat genauso seine Daseinsberechtigung wie lokaler Einzelhandel.

 

Unübersehbar ist: Regionale Produkte sind „in“. Nicht nur im Lebensmittelbereich sind Tendenzen zu sehen, dass die Globalisierung ihren Zenit überschritten zu haben scheint.

 

Damit der örtliche Einzelhandel in seiner Bedeutung für das Gemeinschaftsleben in eine gute Zukunft gehen kann, wollen wir mit diesen Zeilen Ihnen und auch uns selber sagen: Denken wir bei unseren Einkäufen und beim Nutzen von Dienstleistungen demnächst daran, welchen Beitrag der Einzelhandel, die Hofläden, die Wirtshäuser und Restaurants, das Handwerk und andere Unternehmen für eine lebendige Marktgemeinde Fürstenzell leisten und honorieren wir dies mit unserem Besuch und unseren Aufträgen: Vielleicht nicht immer, aber immer öfter und gerade jetzt!

 

Quellen:

https://www.bm-online.de/allgemein/einzelhandel-vs-online-shop/;https://www.heimat-shoppen.de/sechs-gute-gruende/; https://www.offerista.com/die-wuensche-des-kunden-im-stationaeren-einzelhandel/

 

Nächste Termine:

25.10.2024, 16.00 Uhr:

Betriebsbesichtigung der Fa. Hausmann Malermeister in Hofmark (bei Jägerwirth).

Treffpunkt: 16.00 Uhr direkt im Hof der Firma (Hofmark 10, 94081 Fürstenzell).

14.11.2024, 19.00 Uhr:

Sitzung des Marktgemeinderates (Rathaus)

 

Zuletzt aktualisiert:

06.11.2024